Das finnische Schulsystem
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Die allgemeine Lernpflicht besteht in Finnland seit 1921 und im Jahr 1968 entschied man sich für ein integriertes Schulsystem. Die Einführung von Einheits- bzw. Gemeinschaftsschulen (Klasse 1-9) geschah zwischen 1972 und 1977. Alle Schüler und ihre Eltern entscheiden mit nach diesem Abschluss über die weitere Schullaufbahn. So sind die Schüler im Alter von ca. 14 Jahren in ihrer Reife fortgeschritten und haben ein klareres Bild über ihre Stärken und Berufswünsche.
Ab 1994 wurden neue Lehrpläne eingeführt, die lediglich Kernkompetenzen festlegen, sodass das Lehrpersonal sehr frei in der Gestaltung des Unterrichts ist. Der Unterricht selbst und soziale Leistungen, warme Schulverpflegung, Lernmaterial, Schülertransport sind für alle Schüler kostenlos.
Eine Bewertung in Form von Noten gibt es in den ersten vier Jahrgängen nicht, ab der fünften Klasse dürfen Noten erteilt werden und ab der siebten Klasse ist eine Benotung verbindlich. Jeder Schüler erhält pro Jahr mindestens einmal einen Bericht über seine Leistungen. Nach neun Jahren kann fakultativ ein zehntes Schuljahr besucht werden.
In Finnland gibt es etwa 4000 Schulen mit insgesamt etwa 580.000 Schülern. In städtischen Einzugsbereichen hat eine Primarschulklasse eine durchschnittliche Klassenstärke von 19,8 und eine Sekundarschulklasse von 20,1 Schülern. Auf drei Stufen baut das finnische Bildungssystem auf:
- Untere Bildungsstufe (Einheitsschule)
- Mittlere Bildungsstufe (Abitur und Fachschulen)
- Obere Bildungsstufe (Universität und Hochschulen)
Das Grundprinzip des finnischen Schulsystems beruht auf der Festlegung, dass alle Schüler die gleichen Chancen haben sollen, da jeder Mensch Fertigkeiten und Fähigkeiten besitzt, von denen andere lernen können. Das soziale Miteinander steht im Vordergrund und großer Wert wird auf Fremdsprachen und Sonderunterricht gelegt.
Das „Du“ ist in Finnland üblich, außer wenn es sich um sehr alte Personen handelt. So werden auf dem Gymnasium die Lehrer grundsätzlich mit Vornamen angesprochen und geduzt, was das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern von einer Hierarchie befreit und einen sehr freundschaftlichen Umgang impliziert.
Nach dem Ende der Schulpflicht (zz. 9 Jahre, spätestens mit 17 Jahren) haben die Schüler zwei Möglichkeiten, die schulische Ausbildung an einer allgemeinbildenden oder einer berufsbildenden Sekundarstufe II weiterzuführen.
Allgemeinbildende Sekundarstufe II: In der Regel führen drei weitere Jahre in einem Kurssystem bis zum Abitur, was 90 % aller Jugendlichen in Anspruch nehmen.
Berufsbildende Sekundarstufe II: Mit einer beruflichen Lehre kann man zwischen sieben verschiedenen Berufsqualifikationen entscheiden: Technik/Verkehr, Handel/Verwaltung, Naturressourcen, Ernährung/Wirtschaft, Soziales/Gesundheit, Kultur und Freizeit/Sport. 20 Wochenstunden umfasst die Ausbildung an einem Arbeitsplatz und in Kursen mit Unterrichtsfächern. Neben der theoretischen Ausbildung umfasst das finnische Berufsausbildungssystem auch Abschnitte in Werkstätten sowie ein Werkspraktikum. Nach drei Jahren kann ein Studium an einer Hochschule erfolgen.
Die Abiturprüfungen und die jeweiligen Fachprüfungen werden in Finnland zentral organisiert. Die Abiturprüfung umfasst obligatorisch die Muttersprache, eine Fremdsprache, Mathematik oder ein Fach aus der Geistes- oder Naturwissenschaft. Bei Nichtbestehen der Abschlussprüfungen gibt es die Möglichkeit einer Wiederholungsprüfung.